Die Kornwestheimer Sinfoniker und Akkordeonisten haben ihr Publikum am Sonntag mit auf eine gelungene Zeit- und Weltreise genommen
Arnd Bäucker, 30. April 2024, Kornwestheimer Zeitung
300 Mitglieder zählen die Städtischen Orchester in Kornwestheim, 150 von ihnen sind aktive Musiker. Ein großer Reichtum, aus dem man schöpfen kann. Diesen Reichtum demonstrierten das Sinfonieorchester und das Akkordeonorchester beim Frühjahrskonzert am Sonntag: Eine große, bunte Vielfalt an Stücken und Melodien. Michael Meyle, Erster Vorsitzender der Städtischen Orchester, nannte es treffend „eine musikalische Zeitreise“. Man hätte hinzufügen können: auch eine kleine Weltreise mit teils exotischen Tönen.
Und eine Premiere dazu: Erstmals traten die beiden Orchester im Foyer des Kornwestheimer Rathauses auf. Dazu waren auch Oberbürgermeister Nico Lauxmann und Bürgermeisterin Martina Koch-Haßdenteufel erschienen. Sie konnten sich davon überzeugen, dass die Musikerinnen und Musiker herausragende Vertreter des kulturellen Lebens ihrer Kommune sind.
Eine Stärke des von Andreas Kreisel dirigierten Sinfonieorchesters ist das exakte Zusammenspiel. Es verfügt aber auch über Solistinnen und Solisten, die den Stücken eine individuelle Noten geben können. Das zeigte sich bei der ersten Komposition, die kein Geringerer als Friedrich der Große, Preußenkönig des 18. Jahrhunderts, geschrieben hatte. In seiner 3. Sinfonie D-Dur, konnte die starke Streichergruppe ebenso ihre Stärken ausspielen wie die fünf Bläserinnen und Bläser. Im zweiten Satz des barocken Werkes führten Streicherinnen und Flötistin einen bewegenden, emotionalen Dialog voller melancholischer Momente, gekonnt umgesetzt von Beate Ruffner und Marion Walter. Beim fusiosen Allegro scherzando des 3. Satzes vereinigten sich alle Streicher und Bläser zu schwungvollen Runden, Horn und Fagott setzten hörbare Akzente.
Das Bläserquintett entführte die Zuhörer in die Romantik: Das Op. 65 Nr. 1 B-Dur des deutschen Komponisten Franz Danzi trug mit verspielten, springenden Tonfolgen den Frühling in das voll besetzte Foyer. Ganz andere Stimmungen weckten die Streicherinnen mit dem 2. Satz der „Peer Gynt Suit No. 1“ des norwegischen Klassikers Edvad Grieg, „Aases Tod“. Violinen und Bratschen führten in eine langsame, zunächst verhaltene Melancholie, die dann mächtiger wurde, Musik, die an die Seele rührt. Eindrucksvoll klang dieser Satz mit erlöschenden, schwindenen Tönen aus.
Dass das Orchester ganz unterschiedliche Stile beherrscht, stellte das Streicherquartett unter Beweis: Es stimmte mit Schwung und Spielfreude die „Moorside Suit“ edes britischen Komponisten Gustan Holst an, eine flotte Komposition mit gefälligem Grundmotiv, das kunstvoll variiert wurde.
Im zweiten Teil des Konzerts nahm das Akkordeonorchester unter der Leitung von Yuri Fedorov die Zuhörer mit in unterschiedliche Welten. Und dies mit Stücken, die ursprünglich für große Blas- oder Symphonieorchester komponiert wurden. Die Musiker meisterten diese Herausforderungen, zum Beispiel bei den „African Inspirations“ von Markus Götz, die afrikanisches Flair verbreiteten. Dramatische Partien wechselten mit zarter Melancholie, bevor das unterstützende Schlagzeug mit der Trommel in ein mächtiges, dynamisches Finale führte.
Exotisch auch das Klangbild „Auf einem persischen Markt“ von Alber W. Ketèlbey. Das Publikum konnte sich auf einen belebten Platz im Orient hinwegträumen: der rhythmische Schritt einer Karawane, Rufe von Bettlern, anmutige Töne, als die Prinzessin erschien, majestätische Klänge, als der Kalif über den Marktplatz ritt, all das gab es zu hören: Es war eine Starke Leistung, mit Tönen solche Bilder zu malen; der starke Beifall war hochverdient.
Ganz zum Schluss spielte das Akkordeonorchester ein Medley bekannter und beliebter Motive aus Musicals, so „Chim Chim Cher-ee“ und „Superkalifragilistich“ aus Mary Poppins, oder, auch nach Jahren noch gerne gehört, „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“, die Lebensweisheit des Bären Balu aus dem „Dschungelbuch“. Die Zuhörer applaudierten begeistert – und die Musikerinnen und Musiker spielten das Stück noch einmal als Zugabe, zum Abschluss einer gelungenen Premiere im Rathaus-Foyer.
Foto: Peter Mann