Das Jugendorchester überzeugt. Und das Große Kornwestheimer Blasorchester trumpft im K mit traditioneller Blasmusik, aber auch Big-Band-Qualitäten auf.
Sabine Baumert, 21. April 2024, Kornwestheimer Zeitung
„Es ist eine tolle Gruppe von Musikern“, zeigte sich Milo Dodd begeistert. Seit letztem September arbeitet der gebürtige Australier mit dem Nachwuchsorchester, das in der Pandemie den Geist aufgegeben, aber nun wieder zu neuem Leben erwacht ist und sich in beeindruckender Qualität in dieser Besetzung zum ersten Mal öffentlich präsentierte.
Milo Dodd kam eigentlich vor acht Jahren zum Posaunen-Aufbaustudium an die Musikhochschule Stuttgart und hatte sich mitten in der Pandemie um die Stelle eines Posaunenlehrers an der hiesigen Musikschule beworben. „Später wurde ich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, das Jugendblasorchester wieder aufzubauen.“ Er sagte zu und zeigte nun, dass er nicht nur einzelne Schüler, sondern eine große Gruppe von Jugendlichen für Bläsermusik begeistern kann. Damit nicht genug – er forderte ihnen ein hohes Maß an instrumentalen Fertigkeiten ab. Die jungen Leute kamen den Anforderungen mühelos nach und rissen das Publikum zu Begeisterungsstürmen hin.
Die konzentriert spielenden Instrumentalisten und Instrumentalistinnen hatten ihr Publikum vom ersten Ton an fest im Griff. Milo Dodd hatte pfiffige Arrangements für Stücke unterschiedlichster Stilarten, von der Filmmusik zu „Game of Thrones“ bis zum „Cheerleader“-Vokal-Hit ausgewählt, die offenbar dem Orchester viel Freude beim Musizieren bereiteten, aber auch zeigten, wie stilistisch versiert seine junge Truppe ist. Das Publikum indessen zeigte sich absolut sattelfest, was die Film- und Musicaltitel in den „Disney Favorites“ anging. Bei der Frage nach „Beauty and the Beast“ konterte gar eine Sprechergruppe im Chor hinten im Saal, als hätte sie ihren Vokalpart einstudiert.
„Es ist eine besondere Ehre, dass die Jugendlichen schon nach so kurzer Zeit mit den Erwachsenen spielen dürfen“, freute sich Michael Meyle über das gemeinsame „Imagine“, das mit den weichen Klängen aus dem Flötenregister die Vision einer besseren Welt gut hörbar machte.
Das Große Blasorchester zeigte sich nach der Pause in gewohnter Klangpracht und bester Abstimmung mit seinem langjährigen Dirigenten Gunnar Dieth. Dass die beiden ersten Titel im Programm, „Alpenwelt“ und „Klang der Alpen“, beide das Thema „Bergwelt“ darstellten, sei reiner Zufall, berichtete Michael Meyle. Die „Alpenwelt“ präsentierte sich als schmissiger Marsch und war sicher nach dem Geschmack der Älteren im Publikum, für die Marschmusik ein fester Bestandteil eines Blasmusikkonzertes ist.
Kurt Gäble, der weithin bekannte Komponist des zweiten Stückes, sei ein sehr heimatverbundener Allgäuer mit Wohnsitz in Memmingen, berichtete Moderator Michael Meyle. Sein „Klang der Alpen“ hat jedoch so gar nichts Volkstümliches, sondern wurde vom Großen Blasorchester als komplexes Werk mit vielen Charakter- und Taktwechseln präsentiert. Kuhglocken und Alphorn-Impressionen durften allerdings beim „Traditions“-Teil des Werkes doch nicht fehlen.
Bei den „All Time Favorites” im Arrangement des japanischen Komponisten Naohiro Iwai zeigte das Große Blasorchester überzeugend seine Big-Band-Qualitäten. Gemäß den Ansprüchen des Genres mit vielen Taktwechseln, die von Gunnar Dieth ausdrucksstark dirigiert und vom Orchester scheinbar spielend leicht aufgenommen wurden. Gleiches gilt für „Sax, Wind and Fun“, mit dem der Dirigent ein Wunschstück des Orchesters mit ins Programm genommen hatte.
Zugaben gab es in beiden Teilen des Programms. Das Jugend-Blasorchester bot mit „Mission Impossible“ noch ein Highlight, ebenso das Große Blasorchester mit Peter Schillings „Major Tom“. Es war sehr schön zu sehen, wie sich die beiden Dirigenten am Schluss mit einem „High Five“ gegenseitig beglückwünschten und mit einer herzlichen Umarmung verabschiedeten.