Vor voll besetztem Haus hat das Sinfonieorchester derStädtischen Orchester in der Johanneskirche sein Herbstkonzert gegeben.
Sabine Baumert, 26.10.2021, Kornwestheimer Zeitung
Da sage noch einer, Konzerte mit klassischer Musik würden am Ende der Pandemie weniger Zuspruch des Publikums erfahren als vor dem März 2020. Die Organisatoren des Herbstkonzerts hatten zum Glück ein Hygienekonzept erarbeitet, das es möglich machte, alle verfügbaren Sitzplätze im Kirchenraum auszunutzen. Wegen des großen Andrangs mussten sogar noch Stühle aus dem Stuhlraum geholt werden, damit alle Interessenten einen Platz finden und den herbstlichen Klängen lauschen konnten.
Das Konzert in sinfonischer Orchesterbesetzung war das erste dieser Art in der neu gestalteten Johanneskirche. Pfarrer Ulrich Theophil als Hausherr war begeistert: „Es ist eine große Freude über ein ganz großes Konzert.“ Die klangliche Fülle des Sinfonieorchesters mit Streichern und Bläsern war beeindruckend, zumal Dirigent Andreas Kreisel die Bläser so positioniert hatte, dass ihnen die günstige Akustik im Chorraum bestmögliche Präsentation ihrer Fähigkeiten ermöglichte.
Zusammen mit den zahlenmäßig etwas stärker besetzten Streichern sorgte dies unter Kreisels inspirierender und aufmerksamer Leitung für einen ausgewogenen Klang. Man merkte dem Orchester seine große Freude über das gemeinsame Musizieren an, das nun wieder möglich ist. Alle legten sich mächtig ins Zeug und arbeiteten aus einem anspruchsvollen Werk wie Ludwig van Beethovens Egmont-Ouvertüre plastisch dessen tiefe, emotionale Dimensionen heraus.
In großen Profi-Sinfonieorchestern wurden die Musiker schon lange vor Corona vom Orchestermanagement dazu ermuntert, auch in kleineren Ensembles aufzutreten. Während der Pandemie blieb auch Andreas Kreisels Musikern nichts anderes übrig, als sich in kleineren Gruppen zu treffen, um überhaupt in Präsenz miteinander musizieren zu können. Für die Homogenität im Klang und die Genauigkeit in der Intonation war dies ein ganz großes Plus und sorgte zudem für ein sehr abwechslungsreiches Konzertprogramm mit einem Streichquartett, einem Bläser-Oktett und einer gemischten Quartettbesetzung aus zwei Querflöten und Streichinstrumenten.
Andreas Kreisel hatte bei einem Streicher-Arrangement eines Volksliedes von den Färöern und Joseph Haydns Bläser-Oktett in F-Dur Stücke ausgewählt, die den Vorlieben und technischen Fähigkeiten seiner Instrumentalisten genau entsprachen. Mit einem Quartettsatz des wenig bekannten Mozart-Zeitgenossen Joseph Fiala und der Sinfonia d-Moll des etwa gleichaltrigen Ignaz Pleyel hatte er zudem zwei inzwischen selten aufgeführte Werke ausfindig gemacht, die das Konzertprogramm mit klassischer Musik gekonnt abrundeten.
Die Zuhörer waren begeistert und wollten das Orchester und den Dirigenten gar nicht mehr gehen lassen. Sie schafften es, sich mit einem Suitensatz des englischen Komponisten Peter Warlock ein britisch-humorvolles Stück als Zugabe zu erklatschen, das konventionell beginnt und unerwartet unkonventionell endet.