Das Sinfonieorchester hat sein Programm des Herbstkonzertes an die Abstandsregeln angepasst
Sabine Baumert, 20.10.2020, Kornwestheimer Zeitung
Es ist so schön, dass man wieder Konzerte erleben kann“, sagte eine der zahlreichen Besucherinnen nach dem gelungenen Konzert in der Pfarrkirche St. Martinus am Sonntagabend. Der Pfarrer Franz Nagler erinnerte in seiner Begrüßung an den Text, der bei der Messe am Vormittag dort theologisch beleuchtet worden war. Da habe die Frage: „Ist es erlaubt?“ im Mittelpunkt gestanden. Nagler würdigte die Tatsache, dass die Verantwortlichen und die Musiker der Städtischen Orchester „die Mühen einer Corona gerechten Aufführung“ auf sich genommen hätten. Dabei ginge es wie so häufig in dieser Zeit um Entscheidungen, wie man die Vorgaben für alle praktikabel umsetzen könne.
Dies war in jeder Hinsicht gelungen. Angefangen bei den Freiwilligen, die am Eingang die Daten der Besucher zügig per Computer erfassten, Konzertprogramme austeilten und das Publikum auf die verfügbaren Plätze hinwiesen. Wegen der Abstandsbestimmungen konnte der Dirigent Andreas Kreisel nur auf eine kammermusikalische Besetzung bei den Streichern zurückgreifen. Die Bläserstimmen waren durchweg solistisch besetzt. Doch selbst so hatte sich Kreisel eine besondere Sitzordnung für das Konzert ausdenken müssen. Erste Geigen und Celli saßen weit vorgezogen im ersten Teil des Mittelgangs, die Bläser ganz weit hinten im Chorraum. Die musikalische Kommunikation untereinander war deshalb alles andere als einfach. Das klangliche Resultat überzeugte trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb. Die Zuhörer in der gesamten Kirche wurden so Teil eines beglückenden gemeinsamen Klangerlebnisses, das die ohnehin gute Kirchenakustik noch verstärkte.
Bei der Vorbereitung auf das traditionelle Herbstkonzert hatte Andreas Kreisel ganz andere Wege gehen müssen als sonst. Zunächst waren überhaupt keine Proben möglich, dann nur in kleinen Gruppen. Da laut Andreas Kneisel Wissenschaftler die starke Aerosol-Belastung beim Spielen von Blasinstrumenten festgestellt hatten, wurden die Proben der Bläser-Sektion der Kornwestheimer Sinfoniker zusätzlich erschwert. „Wir konnten fast nie gemeinsam proben“, berichtete eine Instrumentalistin. Der Dirigent machte aus dieser Not eine Tugend und fand Preziosen für kleinere Besetzungen. Die wenig bekannte „Petite Symphonie B-Dur“ von Charles Gounod ermöglicht den Bläsern vielerlei solistische Interaktion, die in der Kompositionsweise dennoch auch opernhafte Züge trägt.
Auch Ludwig van Beethoven, der diesjährige musikalische Geburtstags-Jubilar, hat in seinen frühen Bonner Jahren ansprechende Bläsermusik wie das „Rondino in Es-Dur“ geschrieben. Für die „Sinfonie in G-Dur“ hat sich ein ungewöhnlich besetztes, sensibel miteinander musizierendes Quartett aus zwei Flöten, Cello und Bratsche gefunden, das von der Empore aus musizierte und besonders großen Applaus erhielt. Mit Händels „Concerto Grosso Nr. 21“ und Antonin Dvoraks „Serenade in E-Dur“ zeigten Orchester und Dirigent viel Gespür für unterschiedliche Epochen und Stile – von weit gespannten romantischen Melodien bis hin zu barock-filigran Tänzerischem.
Nach dem lang anhaltenden Beifall entließen der Dirigent und das Ensemble der Musiker mit einem beschwingten Walzer als Zugabe ihre Zuhörer in den herbstlich kühlen Abend.