Das Sinfonieorchester überzeugt in der Martinuskirche
Sieglinde Stahl, Kornwestheimer Zeitung, 22.10.19
Pfarrer Franz Nagler, „Hausherr“ der katholischen St.-Martinus-Kirche, brachte es in seiner Begrüßung vor Beginn des Konzerts auf den Punkt: „Die Zusammensetzung der Musiker im Orchester hat mich beeindruckt. Die Gruppierung tut unserer Gesellschaft gut.“
Damit spielte der Seelsorger wohl auch auf die Besetzung des Sinfonieorchesters, das über 50 Musikerinnen und Musikern zählt, mit jüngeren und älteren Mitgliedern (mit einer Altersspanne von 70 Jahren) und mit erfahrenen und noch wenig geübten Musikern an. Sie alle hat Dirigent Andreas Kreisel zu einem homogenen Klangkörper geformt.
Fulminant startete das Orchester mit einer Ouvertüre aus der Oper „Der Apotheker“ von Joseph Haydn (1732 – 1809), die 1768 nach einem Libretto von Carlo Goldoni entstand. Schwungvoll absolvierte das Sinfonieorchester der Städtischen Orchester den ersten Satz und brachte sich damit in Stimmung für ein gelungenes Jahreskonzert in der katholischen St.-Martinus-Kirche.
Ein Höhepunkt war der Auftritt von Sologitarrist Tommaso Ieva, der im Zusammenspiel mit dem Orchester unter anderem Mauro Giuliani (1761 – 1829) Konzert Op. 30 intonierte. Die Balance zwischen Orchester und Solist und die zugängliche Musikalität machen das Giuliani-Werk bis heute zu einem der meistgespielten Gitarrenkonzerte. Tommaso Ieva ist studierter Musiker, besuchte zahlreiche Meisterkurse und ist vor allem durch sein Spiel auf der aus Wien stammenden Stauffer-Gitarre und der Vihuela bekannt. Konzertreisen führten ihn durch Deutschland und Italien. Bei seinem Gitarrenkonzert ist es die Kunst, die Balance zwischen dem Orchesterklang und dem Soloinstrument zu finden. Den Beteiligten gelang das in der St.-Martinus-Kirche auf beeindruckende Art und Weise. Die Instrumentalisten fanden unter Leitung ihres Dirigenten immer den richtigen Moment von einem kräftigen Forte- zu einem gefühlvollen Pianospiel, um damit den Solopart des Meistergitarristen gebührend zur Geltung bringen lassen zu können.
Den Abschluss des Konzerts bildete die 1. Sinfonie von Camille Saint-Saens (1835 – 1921). Der Komponist war erst 18 Jahre alt, als er im Jahr 1853 diese großartige Sinfonie, die viele musikalischen Facetten bietet, schrieb. Nach Meinung von Musikexperten lassen die ersten Teile Einflüsse von Schumann und Bizet erkennen, während der zweite Satz an eine sonnige und zarte Kantilene erinnert. Nach einer wunderschönen Meditation im dritten Teil formt der letzte Satz einen feierlichen und krönenden Ausklang der Sinfonie.
Mit dem Sinfonieorchester konnten sich die Besucher einfach der Musik hingeben und bei inspirierenden, manchmal fast überirdisch schönen Klängen wieder ausreichend Kraft für den Alltag sammeln. Das Sinfonieorchester entführte das Publikum in die schöne Welt der Klassik, präsentierte mit Spielfreude und Hingabe viel musikalisches Können und überzeugte mit einem nicht alltäglichen Programm. Die Besucher in der St. Martinus Kirche zeigten ihre Begeisterung durch lang anhaltenden Beifall, sodass das Sinfonieorchester gerne zu einer musikalischen Zugabe bereit war.